Maskenspielworkshop

In der ersten Woche ihrer Sommerferien verbrachten 12 Kinder und Jugendliche in den Räumen der Theaterschule Spielzeit ihre Zeit damit,Theater zu spielen, Masken zu bauen und das Medium Maske gemeinsam kennen zu lernen. In der Gruppe waren 4 jüngere Teilnehmer, zwischen 6 und 11 Jahre alt, die gemeinsam aus einer Wohngruppe zu uns stießen. Der Rest der Teilnehmer war etwas älter und weiter in der persönlichen Entwicklung. Die Zusammenarbeit der unterschiedlichen Altersgruppen war sehr fruchtbar. Die Älteren haben die Jüngeren respektvoll und wertschätzend auf der Bühne willkommen geheißen, sodass eine fröhliche und gelöste Stimmung beim Probieren herrschte und die Jüngeren haben die Älteren angestiftet, in ihrer Zielstrebigkeit auch innezuhalten und das Spielen an sich zu genießen. Diese harmonische Zusammensetzung der Altersgruppen war aus meiner Sicht ein großer Erfolg und ich beobachtete, dass alle viel mitnehmen konnten,
aus diesen 5 Tagen Probezeit.

Wir haben uns täglich ausgiebig aufgewärmt und die Übungen zum Maskenspiel immer wieder mit spielerischen Annäherungen an das Thema ergänzt. Zum Beispiel entwickelte sich aus einem Pausenspiel der Teilnehmer ein fester Bestandteil unseres Tages: Vor den großen Spiegeln unseres Proberaumes standen wir als Gruppe, den Blick zum Spiegel gerichtet. Einer der Spieler sprintete vor die Gruppe und begann Bewegungen, Töne und Gesten vorzumachen. Der Rest der Gruppe versuchte so genau wie möglich nachzuahmen, was Vorne zu sehen war. Das Ziel: die Körperhaltung aller Mitspieler genau unter die Lupe zu nehmen, zu beobachten und zu versuchen die Schultern genauso hängen zu lassen, wie der Vordermann, den Kopf genauso zu halten. Ein Spiel, in dem wir die Nachahmung trainieren konnten und das die Teilnehmer ermutigen sollte, sich mit ihrer eigenen Körperlichkeit auseinanderzusetzen (wenn die anderen sie nachahmten) und sich aus
den eigenen Bewegungsmustern herauszuwagen (im Nachahmen der anderen).

Die Suche nach extremeren Körperlichkeiten führte uns zu weiteren Übungen: Bewegungen von Menschen, die ungewohnt oder skurril sind, vorführen. Bewegungsmuster von Tieren auf den Menschlichen Körper übertragen. In einer Übung aus der Commedia dell´arte ließen wir unterschiedliche Körperteile führen: die Nase, das Brustbein, die Hüfte, die Knie. Nach diesen Übungen trugen wir zusammen, was dieses körperliche Spiel mit unserem Innenleben anstellt: Wie fühlt man sich mit hoch erhobenem Kinn, mit einer schlendernden Hüfte, mit hängendem Kopf und Buckel?

So lernten die Teilnehmer, wie eine bestimmte Körperhaltung den eigenen Gemütszustand beeinflussen kann. Nun begannen wir zu experimentieren: Können wir diese Gemütszustände auch nach außen zeigen? Reichen hängende Schultern, um eine niedergeschmetterte Figur zu spielen? Die neutralen Masken kamen nun ins Spiel und wir probierten mit unserem Können bezügliche der Körperhaltung herum. Dabei kam uns die Erkenntnis, dass es außer der Körperhaltung noch zwei weitere wichtige Faktoren gibt: den Blick und den Atem der Figur. Einzeln auf der Bühne stehend probierten die Teilnehmer, wie sie mit einem einzigen Atemzug und einem klar gesetzten Blick den Zuschauern die Welt ihrer Figur eröffnen können.

Nach dem ersten Tag kam der Wunsch auf, Masken zu bauen und Dank der Zweitförderung durch den Kinder und Jugendrat Halle, war es mir möglich, das nötige Material dafür anzuschaffen. Einen Tag lang bauten wir zusammen Masken. Diese dann auf die Bühne zu bringen und mit ihnen das neu Gelernte auszuprobieren war Inhalt der letzten beiden Workshoptage. Mit dicken Mänteln und breitschultrigen Sakkos aus dem Kostümfundus von Spielmitte e.V. konnten wir auch mit der körperlichen Veränderung durch Kostüme herumexperimentieren.

Die Teilnehmer standen viel auf der Bühne. Immer präsent mit ihrem eigenen Körper, manchmal mit einer Clownsnase, einer neutralen Maske, einem Strumpf über dem Gesicht und am Ende mit der selbst gebauten Maske. Das gegenseitige Beobachten und Beschreiben der Szenen wurde in der Woche Routine. Bei allen Teilnehmern konnte ich eine aktive Mitarbeit und Entwicklung beobachten. Jeder einzelne konnte von der Gruppe lernen, von Geduld für einander, genauem Beobachten und umsichtigem Umgang mit den Materialien bis hin zum Feilen am Spiel auf der Bühne. Auch ich konnte aus der Woche viel mitnehmen, da wir von Tag zu Tag versucht haben das Ausprobieren angenehmer und lehrreicher für alle zu gestalten, dabei haben mir die Jugendlichen viel Feedback gegeben und wir haben gemeinsam an der Struktur der Workshoptage gearbeitet. Dieses gemeinsame Planen und Gestalten war ein famoses Gruppenerlebnis.

Der Maskenworkshop wurde durchgeführt von Lena Wimmer, Dipl. Puppenspielerin & Theaterpädagogin & Spielmitte e.V. in Kooperation mit:

  • Kinder- und Jugendrat Halle
  • Theaterschule Spielzeit

Gefördert von:

  • .lkj) Sachsen-Anhalt
  • Youthbank